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MYTHEN, MÄRCHEN UND SAGEN

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Jedes Land hat seine eigenen, sagenumwobenen Geschichten. Bei allen Begegnungen in Thailand frage ich immer nach solchen Erzählungen, und die Sammlung wächst. So kann hier nach und nach über märchenhafte Dinge berichtet werden, die dann wieder als ebook gesammelt erscheinen werden.
Fische werden nicht nur gefangen, sondern auch frei gelassen; es gibt überall Hausgeister; eine Flußgöttin ebenso wie eine Göttin zum Schutze der Natur und als vegetarische Vorkämpferin. Ein bekanntes, häßliches Penismännchen muß erwähnt werden, und auch Elefanten in weiß und schwarz sowie ganze Armeen von Kämpfhähnen und der im Norden hochverehrte Hund.
Die Götterwelten, die meisten Götter wurden aus dem Hinduismus übernommen, im Buddhismus aber eher in untergeordneten Nischenfunktionen aktiv, bringen etliche Mythen hervor. Ebenso wie die Geisterwelt und uralter Volksglaube im Vielvölkerstaat Thailand.
Ein märchenhaftes-Vers-Epos, im 19.Jahrhundert entstanden, wird heute noch in jeder Schule unterrichtet. Auch die Sammlung der RAMAKIEN, angelehnt an hinuistische Vorläufer, ist schriftlich aufgezeichnet worden.
Viele Mythen sind indes nur mündlich überliefert; hier zeigt sich insbesondere die Erzähl-Kultur der Thais. Die maschinelle Bucherstellung begann in SIAM ja auch erst in den 1830-iger Jahren.
Allerdings, so umfangreich wie unsere Grimms Märchen wird die Sammlung wohl nicht werden. Die recht umtriebigen und aufmüpfigen Herren Professoren waren ja auch als Bruderpaar zu zweit.

DIE DAME MIT DEM LANGEN ZOPF

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Die genannte Überlieferung bezieht sich nicht auf RAPUNZEL. Diese sympathische Märchenfigur fällt uns sofort ein, wenn wir an langes Frauenhaar denken. Gemeinhin gilt in fast allen Kulturen: lange Haare sind seit alters her ein Symbol der Kraft und Gesundheit.
In Südostasien wird die Erd- und Wassergöttin THORANI hoch verehrt. Sie ist auch bekannt unter dem Ehrentitel PHRA MAE THORANI oder unter NANG THORANI. Sie also ist die Dame mit den langen Haaren. Es handelt sich in Asien nicht um ein junges, hilfloses und eingesperrtes Mädchen, das auf ihren Retter und Geliebten wartet, sondern sie ist eine mächtige Göttin. Gemeinsam ist ihnen nur ihr starker, langer Zopf, der zu jeweils praktischem "Werkzeug" wird. Die Bedeutung der Göttin THORANI im Volksglauben und in heute noch praktizierten Bestattungs-Riten soll nun dargestellt werden.
Weil Siddharta, der spätere BUDDHA, nach jeder seiner guten Taten die Erde mit Wasser tränkte, hatte die Wassergöttin THORANI immer genügend Wasser in ihren Haaren gespeichert. So konnte sie Siddharta vor seiner Erleuchtung, als er vom Dämonen MARA bedroht und versucht wurde, entscheidend helfen. Dieses Ungetüm wollte Siddharta mit allerhand Untaten vom Pfade der Erleuchtung abbringen. Unter anderem gebot er deswegen auch seinen Töchtern, den zukünftigen BUDDHA zu verführen. In seiner Not wandte sich der Bedrängte an die Göttin THORANI. Eine Geste von BUDDHA-Statuen deutet dieses Hilfegesuch an: die rechte Hand ist nach unten, gen Boden gerichtet, während die linke Hand auf dem Schoß liegt. Diese Darstellung ist als BHUMISPARSA MUDRA bekannt und in Statuen sehr verbreitet.
So zur Hilfe gerufen, laut Legende, wrang die Göttin alles Wasser aus ihren Haaren und konnte damit MARA und seine Dämonen ertränken. Dennoch gilt BUDDHA in der Lehre als der eigentliche Bezwinger von MARA. In offiziellen Schriften und Texten des THERAVADA-Buddhismus taucht die Göttin nicht auf.
Bei TOTENZEREMONIEN wird Seligkeit für den Verstorbenen wie folgt erlangt: aus einem kleinen Gefäß mit langem Hals wird Wasser sehr langsam und ununterbrochen, wie an einer Schnur, in ein anderes Gefäß gegossen. Während das Wasser fließt, wird an die Verdienste des Verstorbenen gedacht. Bei der Totenfeier habe ich in ärmeren Gegenden auf dem Lande gesehen, daß auch eine einfache Plastikflasche zum Ausgießen genügt. Wichtig ist eben nur, daß das Wasser wie eine Schnur fließt. Das nunmehr gesegnete Wasser wird nach Ende der Zeremonie unter einem Baum oder an einer Pflanze langsam ausgegossen. Die Göttin THORANI sorgt dann für die Weiterleitung der guten Taten des Verstorbenen. Das Wasser gilt dabei als Träger der guten Gedanken und Taten.
Die auch in weltlichen Kategorien als Fürstin (PHRA) und Mutter (MAE) verehrte THORANI ist oft als Brunnenfigur anzutreffen. Immer ist sie jung und wunderschön dargestellt, kniend oder auch stehend, in unterschiedlichsten künstlerischen Qualitäten bis hin zur Massenware. In ihren langen, schwarzen, bis zum Boden reichenden Haare ist zumeist die Wasserzufuhr des Brunnens untergebracht. Öfters wird THORANI auch mit einem Krokodil, einem der mächtigsten Wassertiere, modelliert.


Link-, Medien- und Literaturverweise:
www.artedea.net; E.Guthrie: A Study Of The History And Culture Of The Buddhaist Earth Diety In Mainland Southeast Of Asia. Diss., Christchurch, New Zealand, 2004

HIMMEL UND HÖLLE

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Der Buddhismus kommt eigentlich ohne Götter und Glaube an Fegefeuer und Paradies aus.
Dennoch, pragmatisch, wurden Überlieferungen aus animistischen, indischen und chinesischen Götterwelten oft übernommen. Im heutigen Thailand kreuzten sich Handelswege von China gen Süden und von Indien und Ceylon (jetzt: Sri Lanka) gen Osten. Auch westliche Missionare brachten ihre Vorstellungen ins ehemalige SIAM.
Wir begegnen GANESHA und ERAWAN, den Elefantengöttern des Hinduismus genauso wie der chinesischen Erdgöttin für Fruchtbarkeit und vegetarisches Leben. Von der Schöpfergöttin NÜ-KWA, der Schlangen- oder Drachenfrau und von ihrem Bruder sollen die Menschen abstammen.
Brahmanische Priester haben Fruchtbarkeitsriten und das Lichterfest an den Königshof und ins Land getragen. Auch das alte Heils- und Glücks-Symbol, SWASTIKA genannt, hat seinen Weg nach Ost und West genommen.

So ist es nicht verwunderlich, daß ferner die auch uns bekannte Himmel-und-Hölle-Vorstellung in Thailand anzutreffen ist.
THAI BHUMIKATHA, die Weltsicht der Thai Buddhisten aus dem 14. nachchristlichen Jahrhaundert, wurde in drei Welten eingeteilt. Die erste Welt, die Welt der Sinnlichkeit, widerum erfuhr eine Einteilung in elf Regionen, davon vier leidvolle Regionen. Das sind Orte der Bestrafung unterhalb der Welt der Menschen. Diese vier leidvollen Regionen sind:
1. Region der Höllenwesen
2. Region der Tiere
3. Region dr Hungrigen Geister (diese
Geister werden PRETA genannt)
4. Region der ASURA-Dämonen

Ein markantes Beispiel im wahrsten Sinne zum Anfassen gibt es in einem Tempel in SanSai, nordöstlich von ChiangMai. Es hat den Anschein eines besonderen "Freizeitparkes" auf einem speziellen Gelände des WAT SI DON CHAI PA TUNG.
Für 10 BATH Eintritt durch eine Metallschleuse gehend, kann der Besucher sich die Höllenqualen bildlich in allen Schrecklichkeiten vormachen lassen. Fast jedes "Kunstensemble" hat einen Automaten, nochmals mit einer 10 BATH Münze zu bestücken. Nach Einwurf setzt sich mit Lichterorgel und kackofonischen Geräuschen wahres, düsteres Teufelswerk in Gang: da werden Körper aufgespießt, zerquetscht, geköpft, auf viele Arten zerstückelt, Eingeweide herausgezogen und von Ungeheuern aufgefressen. Ein großer Kochtopf voll mit Verfehlten fehlt ebenfalls nicht. Eine Art Oberteufel hält alle menschlichen Missetaten schriftlich fest, während seine Gehilfen ungemein geschäftig ihrem blutigen Handwerk nachgehen. Das Alles übertrifft jede gruselige Geisterbahn auf westlichen Rummelplätzen. Der Gestalter dieser Anlage muß entweder eine grausige Phantasie gehabt oder vielleicht bei Hironymos Bosch abgekupfert haben.
Gleich nebenan wird dem Besucher die himmlische, helle Gegenwelt präsentiert. Dem allmächtigen Buddha in Gold huldigen auch die bösen Geister, sie bleiben am Fußende, am Boden der Statue. Ferner gibt es eine Art paradiesischen Lebensbaum mit hübsche halbnackten, jungen Frauen, Mädchen und auch mit Neugeborenen, die in große Blüten eingehüllt sind.

Die gesamte Anlage kommt mit ihrer Botschaft ohne Worte aus: wer ein Alkoholiker, ein Raffke oder Glücksspieler ist, wer nicht fürs Leben lernt und ungehorsam ist: der kommt in die Hölle oder zumindest ins Fegefeuer. Wer hingegen ein Buddha- oder Gott-gefälliges Leben führt, der wird mit himmlichem Frieden belohnt.
In seiner Einmaligkeit, nicht unbedingt in der künstlerischen Ausgestaltung, ist die Anlage auf jeden Fall einen Ausflug wert. Und so ganz nebenbei sichert man dem Tempel eine Einnahmequelle.
Zur Erinnerung: jeder Tempel, jedes Kloster, ist finanziell auf sich selbst gestellt.

LOY KRATHONG

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LOY KRATHONG (auch Loi Krathong), in 2017 auf den 03.November fallend, wird in dieser 12. Vollmondnacht des Lunisolar-Kalenders in ganz Thailand gefeiert. Nach Sonnenuntergang setzen die Thais kleine handgefertigte Blumenschiffchen (KRATHONG) auf fließende Gewässer, bestückt mit Kerzen, Räucherstäbchen, kleinen Münzen und zum Teil auch mit abgeschnittenen Hand-oder Fußnägeln und Haaren. Mit guten Wünschen versehen, beobachtet man die wegschwimmenden Schiffchen, so lange es geht. Je länger das eigene Schiffchen zu sehen ist, desto eher sollen sich die Wünsche erfüllen...
Im Allgemeinen sind die Schiffskiele aus Bananenblättern gefertigt. Eine Besonderheit gibt es in der Stadt TAK: dort werden die Krathongs auf einer Kokosnuss-Hälfte aufgebaut. Sie sind dadurch haltbarer. Es gibt in ChiangMai einen Preiswettbewerb für eigens gefertigte, nicht gekaufte Krathongs. Doch wer macht sich noch die Mühe, die Krathongs selbst herzustellen, da sie für umgerechnet nicht einmal einen Euro zu kaufen sind ? Ich habe größten Respekt vor soviel Handwerkskunst anbetrachts der schönen, vielfältigen Arten der Schiffchen.
Das mittlere Bild zeigt ein Krathong in Schwanenform, mit einem haltbaren Kiel aus Kokosnuss. Ich habe es geschenkt bekommen und fühle mich nun als Lohengrin, der Schwanenritter.
Die romantischen Bilder der Lichtermeere auf den Gewässern reizen immer mehr Touristen, zu dieser Zeit Thailand zu besuchen. Nach der Regenzeit werden die Temperaturen nun auch für uns Westler wieder erträglicher.

Die mythischen Hintergründe von LOI KRATHONG: es wird zum Einen der Flußgöttin MAE KHONGKHA gedacht. Sie entstammt dem Hinduismus. Bedankt wird sich für das lebensspendende Naß, das in der Regenzeit für reichliche Bewässerung der Reisfelder sorgte. Manche Autoren gehen ferner davon aus, daß die Ursprünge des Ritus von indischen Reisbauern zu Ehren der Reisgöttin MAE BHOSOP geprägt wurden. Ins heutige Gebiet von Thailand soll der Brauch im 14. nachchristlichen Jahrhundert ins Königreich SUKHOTHAI gelangt sein. Hierzu gibt es die Liebesgeschichte eines Königs und einer seiner Hofdamen. Darin liegt wohl auch der Grund, warum Liebespaare beim Aussetzen ihres Krathong um ewige Liebe bitten.

Neben den Wünschen nach Glück und ewiger Liebe wird auch um Verzeihung gebeten für die Nutzung und Verschmutzung des Wassers. Insofern ist die Sitte, abgeschnittene Haare und Nägel dem Krathong beizugeben, sicherlich auch als ein Reinigungs-Ritual anzusehen.

YI PENG

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YI PENG ist ein Fest, das zeitgleich zu LOY KRATHONG bei Vollmond im 12. Monat des THAI-Kalenders gefeiert wird, jedoch nur in Nordthailand und zudem drei Tage lang. Besonders in CHIANGMAI ist es wohl d e r festliche Höhepunkt des Jahres.
Nach Sonnenuntergang, in der Vollmondnacht, steigen Tausende von großen Lampions (KHOM LOI) gen Himmel. Bis Mitternacht gibt es dann aus Sicherheitsgründen keinen Flugverkehr.
Die ursprüngliche Bedeutung des Lichterfestes, in der LanNa-Kultur im Norden aufgekommen, scheint nicht mehr offensichtlich zu sein. Immerhin ergaben Nachforschungen: es sei das Fest zu Ehren des Himmelsgottes PHRATHAT CHULAMANI. Brahmanische Priester haben aus Indien den Kult der Laternen ins Land getragen, wahrscheinlich im 14. Jahrhundert. Früher trugen nur die Priester zum 12. Vollmond Laternen, um mit den Lichtern die Regenzeit als beendet zu feiern. Es war der symbolische Wechsel von der Dunkelheit ins Licht. Mit den später eingeführten aufsteigenden Lampions hingegen sollen Sünden und Böses fortgetragen werden. Fragt man Thais, so gibt es Antworten wie: die Sorgen fliegen gen Himmel oder immer wieder auch: die Lampions steigen auf, um Glück zu bringen.
Heutige Slogans des Festes mögen auf die religiöse Herkunft hinweisen, wie: "brighter the world - brighter the mind" und "moving from the darkness into a brighter future".
YI PENG hat sich in ChiangMai längst festlich und weltlich etabliert. Abends erstrahlen viele riesige, durchsichtige, bunte Kunstfiguren wie Drachen und Blüten und verzaubern die Stadt. An den drei Abenden gibt es jeweils einen prächtigen Umzug in historischen Kostümen und eine Miss-und Mister-Wahl, die sich über Stunden hinzieht. Die Schönsten der Schönen geben sich ein Stell-Dich-Ein vor den Toren der Altstadt.

FISCHE FREI LASSEN

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Andere Länder, andere Sitten...
Es gibt hier ein beliebtes Ritual für den Wunsch nach einem Neuanfang. Auslöser war eine Weissagung: Du wirst sterben, wenn Du nicht einem Fisch die Freiheit gibst. Große Unruhe in der Familie war angesagt.
Diese Aussage war nicht auf mich gemünzt; ich konnte somit aber im Familienkreise erleben, wie in diesem Fall der Weissagung gehandelt wird. Nach dem Frühstück ging es sonntags ab auf den Markt; es wurden lebende Fische, Muscheln und zwei mittelgroße Schildkröten gekauft. Anschließend wurde ein Tempel am Ufer des Flusses angesteuert; ein kurzes Gebet, Räucherkerzen angezündet und dann wurden an einer speziell dafür vorgesehenen Stelle auf einem Ponton die Wassertiere ausgesetzt.
Der Gedanke, der hinter diesem Ritual steht: gibst Du dem Fisch und dem anderen Getier die Chance zum Entfliehen in die Freiheit, rettest Du diese Tiere also vor dem Verzehr, dann wird auch Dein Leben eine andere Bahn einschlagen. In diesem Falle also konnte die Todesdrohung erfolgreich abgewendet werden. Die ganze Aktion ist mit umgerechnet 20.- € für Thais nicht ganz billig, dennoch wird für Weissagungen, Riten und Danksagungen recht viel Geld ausgegeben. Das erinnert mich ein wenig an katholische Gebräuche in Ländern Südeuropas.
Der Animismus als Glaube an Naturgötter sowie der Geisterglaube hat in Thailand selbst bis in den Buddhismus Einzug erhalten. So werden angebetete Bäume mit bunten Bändern umhüllt, und es werden in den WATs diversen Tierfiguren Opfergaben beigegeben.
Praktisch an jedem Haus, auf jedem Grundstück sind die Geister - Häuschen zu sehen. Die Geister bekommen selbstverständlich auch Nahrung und zu trinken, denn sie leben nach weitverbreiteter Meinung mitten unter uns. Es gilt, sie immer gnädig zu stimmen und Unheil vom Hause fern zu halten. Das ist kein Aberglaube einfacher Menschen vom Lande weitab jeglicher Moderne, sondern wohl auch feste Anschauung von gebildeten Leuten. Als ich neulich zum Beispiel einer jungen Lady im Spaß andeutete, ich würde gern ein paar ihrer schönen Haaare abschneiden wollen als Souvenir, war sie ganz entsetzt: so etwas dürfe ich nicht sagen, die Hausgeister sähen dies nicht gern. Aber vielleicht war das nur Selbstschutz, um ihre schönen Haare nicht zu verlieren.
Zu den Themen Riten und Mythen wird in Zukunft noch viel mehr zu berichten sein. Meine Sammlung wächst zusehens, doch muß ich noch viele neugierige Fragen zu einzelnen Geschichten an meine Freunde und Bekannten vor Ort stellen.

DRAGONS

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Diese Seeschlangendrachentiere sieht der Reisende in jedem WAT (Tempel oder auch buddhistische Klosteranlage) in unterschiedlichster Ausprägung. Hier im ersten Bild, am landesweit bekannten Tempel WAT THATON, in nördlicher Spitze Thailands, in der Nähe der Stadt FANG, ist ein besonderes, riesiges Exemplar zu betrachten. Es ist ein beachtliches Einzelmonument, mit einem Geldsack in den Klauen. Ist das etwa ein Pakt mit dem Teufel ? Was muß ich tun, um den Geldsack zu bekommen ? Die genaue Bedeutung dieser oft in Tempelanlagen zu findenden Allegorie konnte mir bisher Niemand erklären. Was bekannt ist: der chinesische Drache wurde seit dem 10 Jahrhundert u.Z. vom Buddhismus adaptiert und erhielt somit auch Einzug in ganz Südostasien. Weitere Einflüsse kamen aus Indien. Die indische Mythologie zum Beispiel kennt diverse Schlangengottheiten, auch in Thailand als NAGAS bekannt. MAKARA aus dem Hinduismus heißen im thailändischen MANGKON oder auch MANGKORN. Das ist das Wasserwesen, der Drache in der thai-laotischen Mythologie. Normalerweise sind diese Drachen-Schlangentiere im Doppelpack zu finden, vor den Eingangsportalen der größeren WAT-Gebäude, quasi auch als Treppeneinrahmungen. Dabei sind diese steingewordenen Fabelwesen nicht einheitlich, sondern sie variieren in ihren Gestaltungen von WAT zu WAT, von Gebäude zu Gebäude.
Ein einzigartiges Schlangendrachentier habe ich unter anderem in einem riesigen, bestens gepflegten und reichen WAT in der Nähe des Sri Lanna Nationalparks entdeckt: es hat einen Elefantenkopf ! Um noch eine Kuriosität darauf zu setzen im wahrsten Sinne des Wortes: es gibt die Elefanten-Dragons auch mit Hirschgeweih ! Wir kennen Elefantengötter (GANESHA und ERAWAN) aus dem aus Indien stammenden Hindu-Glauben. Hier scheint es sich um eine Vermischung der mythischen Bedeutungen zu handeln. Überhaupt ist die buddhistische Philosophie und Religion sehr offen in Bezug auf andere religiöse Einflüsse. So gibt es sehr oft auch animistische Symboliken in den WATs wie zum Beispiel Tierverehrungen. Die bekanntesten Vorkommnisse im Norden sind die Verehrungen der Elefanten und die Duldung von Hunden in den Klöstern bis hin zu regelrechten Hunde-Asyl-Plätzen mit aufgestellten Sammelboxen für Spenden zur Unterhaltung der Tiere. Zur geschichtlichen Bedeutung der Hunde im Norden habe ich bereits an anderer Stelle geschrieben.
Die symbolische Bedeutung der Dragons in den WATs wurde mir wie folgt erklärt: auch der Drache/die Schlange fragte Buddha, ob er/sie nicht ebenfalls in den Tempel dürfe. Das fand Buddha wohl nicht als eine so gute Idee, und so erklärte er dem Tier: ja, in der Nähe des Tempels zu kommen wäre o.k., aber nicht hinein. Und eine wichtige Funktion hätte das Tier damit auf jeden Fall: es könne den Eingang zum Tempel bewachen und somit jegliches Unheil abwehren. Damit gab sich das Wesen offensichtlich zufrieden...
In Bezug auf den oben genannten Dragon mit dem Elefantenkopf könnte man eventuell auch Folgendes deuten: die Hindu-Figur der Schlange muß sich dem Buddhismus "unterordnen". Gestützt wird diese These durch die Tatsache, daß sich die LanNa- und Sukouthai- Könige im Mittelalter bewußt gegen die hinduistischen KMER (im heutigen KAMBODSCHA) absetzen wollten, nachdem sie die Kmer aus dem Lande vertrieben hatten. Aber halt - es gibt ja auch viele Dragonfiguren mit Vogelköpfen - was hat das dann zu bedeuten ? Vielleicht ist mit unserem Verstand nicht Alles erfaßbar im Reich der fernöstlichen Phantasie.
Drachentiere sind in vielen Kulturen zu finden. Bekannt sind in ganz Asien besonders die bunten Drachen der Chinesen, es gibt dort beim Neujahrsfest Umzüge mit Drachen und auch das Jahr des Drachens. In China selbst gibt es neun verschiedene Ausprägungen der tierischen Mischwesen und hinzukommend das Drachensymbol des Kaisers (gelber Drache mit jeweils fünf Klauen).
Der Begriff Drache/Dragon leitet sich ab vom altgriechischen DRAKON und wurde von den Lateinern als DRACO übernommen. Im Gegensatz zu den fernöstlich überwiegend positiv zu deutenden Fabelwesen (Regen und damit Fruchtbarkeit bringende Wassergottheiten, Glücksbringer, Tempelbeschützer) sind die Drachen der antiken-westlichen Hemisphäre eher furchterregende Wesen, die in vielen Legenden von Drachentötern bekämpft wurden.
Dragon ist ein durchaus beliebter nickname bei Jungs in Thailand. Schlau wie die Schlange und stark wie der Drachen zu sein, das hat wohl eine gewisse Attraktivität, verstärkt durch Phantasy-Comics.